CDU Stadtverband Hechingen

Blick hinter die Parteikulissen auf dem Hechinger Wochenmarkt

Häkeln, plakatieren und von Tür zu Tür gehen: Das ist Alltag für die Wahlhelfer der Landtagswahl. Sie kämpfen mit Charme und kleinen Geschenken um jede Stimme. Ihre Arbeit geht nach der Wahl weiter.

Flüchtlinge, Bildung, Schulen: Schlagworte wie diese haben den Wahlkampf an den Ständen der verschiedenen Parteien geprägt. Aber wer führt die Gespräche mit den potenziellen Wählern? Es sind die Wahlhelfer, sie organisieren Veranstaltungen, hängen Plakate auf und gehen von Tür zu Tür. Am Mittwoch waren sie mit ihren Wahlkampfständen auf dem Hechinger Wochenmarkt - auch vor Ort: die HZ.

"Die Menschen sind alle freundlich", erzählen Daniel Idelmann und Irina Winter vom Wahlhelfer-team der FDP. Die Gespräche mit den Menschen seien nur ein Teil der Arbeit, sagen sie, zudem betreuen sie den Wahlkampf, sei es durch das Anbringen von Plakaten oder das Verteilen von Geschenken. Viele, aber nicht alle Unterstützer sind Mitglied der FDP, sagt Landtagskandidat Andreas Glück, einige stünden "auch nur hinter der Person". Die Mutter von Andreas Glück häkelte für den Wahlkampf bunte Eierwärmer und Topflappen.

Etwa 20 Wahlhelfer hat das Team um die grüne Landtagskandidatin Kerstin Lamparter. Einer von ihnen hat bereits die 80 überschritten und verteilt fleißig Flugblätter auf dem Markt. Er hoffe auf eine Weiterführung der grün-roten Landesregierung. Die Arbeit als Wahlhelfer "macht mir Spaß", erzählt er mit einem Stapel Werbezettel in der Hand. Für ihre Kandidatin sind die Unterstützer zudem als Fahrer im Wahlkreis unterwegs, sie begleiten Kerstin Lamparter zu ihren Terminen und bringen sie heil wieder Heim. "Man kann nie genug Wahlhelfer haben", betont die Landtagskandidatin. Mit Charme warb sie am Mittwoch für jede Stimme, auch beim Ersten Beigeordneten der Stadt Hechingen, Philipp Hahn.

Hermann Schwendemann, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Hechingen, war am Mittwoch auch als Wahlhelfer unterwegs. Die Stimmung in den Gesprächen mit potenziellen Wählern sei mal so und mal so, angepöbelt worden sei er bisher nicht. Seit 1998 ist Schwendemann als Wahlhelfer aktiv und erzählt, dass die Menschen teilweise bis zum letzten Moment unentschlossen seien. Einzelne Fragen zum Parteiprogramm gebe es zudem eher selten. Die Unzufriedenheit vieler Bürger habe er durch die Arbeit am Infostand miterlebt. Für seine CDU hat er eine eher nüchterne Prognose: "Sie wird kräftige Einbußen erleiden", aber das Ergebnis am Sonntag sei trotzdem eine spannende Sache.

Einen Wahlkampfstand weiter stellt SPD-Landtagskandidat Klaus Käppeler seine Ehrenamtlichen vor: "Walter Klett ist der beste Wahlhelfer, den ich je hatte". Klett arbeitet seit Jahren für die Sozialdemokraten und hat sechs Wochen vor der Wahl zusammen mit seiner Frau über 72 Plakate aufgehängt. Vor etwa einer Woche hieß es dann: Die Plakate hängen zu tief. Also fuhr er mit einem Zollstock bewaffnet los und überprüfte an jeder Laterne die Höhe. Die muss genau 2,50 Meter betragen. Der Wahlkampf mache ihm und seinem Kollegen Manfred Bensch trotzdem Freude. "Mit Frauen kann man besser diskutieren", erzählen sie mit einer Rose in der Hand. Die ist ein "Türöffner", vor allem bei den Hausbesuchen. Junge Unterstützung gibt es durch die 23-jährige Amelie Schröder. Sie hat bereits beim Wahlkampf von Barack Obama mitgewirkt und ist von Klaus Käppeler als Kandidat überzeugt, ein Parteimitglied ist sie jedoch nicht.

Blutige Fingernägel beim Vorbereiten der Wahlplakate und einen verstauchten Knöchel beim Sturz von einer Leiter gab es bei den Linken. Landtagskandidat Günter Herbig steht mit dem langjährigen Helfer Rüdiger Weckmann am Stand. "Wenn wir die Chance haben, mit den Menschen zu sprechen, dann bringt es etwas", betonen die beiden, aber es gebe auch viel Fremdenfeindlichkeit, gegen die sie chacenlos seien.

Nicht jede Unterhaltung ist nett und freundlich. So berichten die Wahlhelfer, dass sie als "Volksverräter" beschimpft und viele der aufwändig angebrachten Plakate beschmiert, abgerissen oder mit Schlamm beschmutzt worden seien. "Die Menschen machen sich draus einen Spaß, sie wissen gar nicht, wie viel Arbeit darin steckt", erzählen sie.

Am Montag müssen die Plakate wieder abgenommen werden. Es kostet 103 Euro, eine Tonne Plakate zu entsorgen, weiß Walter Klett noch von der vergangenen Wahl. Dieses Mal muss er auf der Kreismülldeponie in Hechingen wohl etwas weniger zahlen.