Ein Hechinger kämpft vergeblich für den Standort Balingen
Der Kreistag hat die Weichen in der Krankenhaus-Debatte am Montagabend in Richtung Zentralklinik gestellt. Vergeblich dagegen gekämpft haben zwei CDU-Räte aus dem Mittelbereich Hechingen: Manfred König aus Stetten/Hechingen und Helmut Barth aus Burladingen. König, der sich vehement für einen Ausbau des jetzigen Balinger Krankenhaus-Standortes aussprach, äußerte am Tag danach gegenüber der HZ Enttäuschung: „Eine Zentralklinik auf der grünen Wiese dauert viel länger und wird viel teurer“. Aber: „Sei’s drum. Ich kann verlieren. Ich wollte halt nur sparen.“
Dass sich ein Hechinger (und dazu auch noch der stellvertretende Bürgermeister) im Kreistag in Sachen Krankenhaus so offensiv für Balingen einsetzt, ist eher ungewöhnlich. Umso mehr wunderte sich Manfred König darüber, aus der Kreisstadt selbst kaum Schützenhilfe erhalten zu haben. Das zeigte ihm ganz deutlich: „Da gab’s im Vorfeld Absprachen zwischen Albstädtern und Balingern. Die wollen partout einen Neubau irgendwo entlang ihrer Perlenkette an der B 463.“
Zwar hat die SPD-Fraktion mit ihrem Antrag, den Standort-Suchlauf schon heute auf eine Fläche zwischen Albstadt und Balingen zu beschränken, keine Mehrheit gefunden. Und zwar hat Grünen-Fraktionschef Konrad Flegr erfolgreich einen „ergebnisoffenen Suchlauf“ gefordert, bei dem durchaus auch eine Fläche nahe der geographisch zentral gelegenen Gemeinde Bisingen im Betracht kommen könnte. Gleichwohl hält es Manfred König nach der Debatte vom Montagabend mehr denn je für „illusorisch“, dass ein Neubau irgendwo anders entstehen könnte als zwischen den beiden großen Städten – und zwar nicht zu nahe an Balingen. Denn, so Königs Eindruck: „Wenn die Albstädter schon ihr Krankenhaus aufgeben müssen, dann muss beim Neubau wenigstens noch die Garage des Hausmeisters auf Albstädter Gemarkung stehen.“
Unterstützt von seinem Burladinger CDU-Fraktionskollegen Helmut Barth hatte König kräftig dafür geworben, den jetzigen Balinger Krankenhaus-Standort für eine Zentralisierung zu nutzen. Er nannte es „ein furchtbar negatives Signal an unsere Bürgerschaft“, wenn man ein für knapp 100 000 Euro errichtetes, praktisch neuwertiges und erweiterungsfähiges Krankenhaus bereits im ersten Jahr nach seiner Einweihung aufgebe. Damit, so König, steigere man nur die Politikverdrossenheit der Bürger.
300 statt 100 Millionen Euro
Der Bachmann-Stellvertreter prognostizierte, dass eine Erweiterung des Balinger Krankenhauses zur Zentralklinik am jetzigen Standort für 100 Millionen Euro zu haben wäre, wohingegen ein Neubau auf der grünen Wiese mindestens 300 Millionen Euro an Steuergelder verschlingen werde. In Balingen könnte eine Erweiterung bereits 2023 fertig sein, auf der grünen Wiese werde es dagegen bis 2040 dauern.
Aber ist der Standort Balingen überhaupt realistisch erweiterbar? König meint: sehr wohl. Zum einen habe der Landkreis bereits vorausschauend zusätzliches Geld in die Statik des neuen Bettenhauses investiert, weshalb eine Erweiterung um mehrere Stockwerke möglich wäre. Zum anderen biete der schon erfolgte Zukauf des benachbarten Post-
areals genügend Erweiterungsoptionen. Und auch ein Parkhaus samt Hubschrauberlandeplatz wäre durch eine Überdeckelung der B 27 machbar.
Was aber ist mit den Sorgen, die Patienten aus dem Raum Albstadt würden einen Standort Balingen nicht akzeptieren? Der Burladinger Helmut Barth machte ein Gegenbeispiel auf: Die von Albstadt nach Balingen verlagerte Geburtsabteilung beweise, dass die Albstädterinnen gerne nach Balingen gingen. Für viel wahrscheinlicher hält Manfred König, dass die Aufrüstung der privaten Acura-Klinik in Truchtelfingen ein zentrales Zollernalb-Klinikum Patienten kosten wird.
Wie auch immer: Den Menschen im hohenzollerischen Teil des Landkreises drohen künftig allemal weitere Wege ins Krankenhaus.