CDU Stadtverband Hechingen

Waldrundgang mit Annette Widmann-Mauz in Salmendingen

Die grüne Lunge der Alb röchelt

Wie geht’s dem Wald im Zollernalbkreis in diesen Zeiten, da die Folgen des Klimawandels allüberall spürbar werden? Darum ging’s in Salmendingen bei einem Waldrundgang mit Annette Widmann-Mauz.

Sie sei „geflasht“ vom großen Interesse, bekannte die Staatsministerin und CDU-Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz. Rund 80 Leute – Stadträte, Ortsvorsteher, Waldbesitzer, Jäger, Forstfachleute, Naturliebhaber waren mit ihr in den Salmendinger Wald gegangen, um sich von Forstdirektor Hermann Schmidt über den Zustand der heimischen Wälder informieren zu lassen. Und wie zum Lohn für die Mühe blieben alle Teilnehmer drei Stunden lang trocken, obwohl es nur kurz vorher wie aus Kübeln geschüttet hatte.

 

Wie geht es der grünen Lunge?

„Wie geht es unserer grünen Lunge?“ Diese Frage stellte die aus Berlin angereiste Gastgeberin an den Anfang – und erinnerte an die schlimmen Brände im Amazonas-Gebiet und in Sibirien, die das Zeug haben, den Klimawandel weiter zu beschleunigen. Ist der Wald wenigstens im Zollern­albkreis noch intakt? Was Hermann Schmidt, Leiter des Forstamts im Bereich Hechingen, darauf antwortete, klang eher alarmierend als beruhigend: Nur in den Hochlagen (bei diesem Rundgang bewegte man sich auf 850 Meter Meereshöhe) stehe der Wald noch gut da. Im hohenzollerischen Unterland – unter 500 Meter – wiesen die Bestände dagegen „gravierende Schäden“ auf.

Die Trockenheit des Vorjahres, die Hitze dieses Sommers, der davon befeuerte Borkenkäfer, Gewitterstürme, Schneebruch im Winter – all das ballt sich Schmidt zufolge zu einem höchst bedenklichen Ursachenbündel. Dass die Fichte in dem „Weinbauklima“, das Schmidt inzwischen mindestens auf Höhe von Hechingen verortet, keine große Zukunft hat, weil sie sowohl den häufiger werdenden Stürmen als auch dem Borkenkäfer ausgeliefert ist, ist hinlänglich bekannt. Dass aber auch die Buche, die Hauptbaumart im Burladinger Wald, die für diese Standorte wie geschaffen schien, immer häufiger schwächelt, hat selbst Fachleute wie Schmidt schockiert.

Und auch andere Hauptbaumarten leiden: die Eiche unter dem Prozessionsspinner und unter Schneebruch, die Esche unter dem Pilz, der sie gar ganz auszurotten droht, und selbst die Tanne taugt nicht mehr als Hoffnungsträgerin, weil sie ganz offenkundig vor dem Borkenkäfer auch nicht mehr sicher ist.

 

Ramschpreise auf dem Holzmarkt

Schmidt gab zu verstehen, er wolle nicht dramatisieren. Die Situation im Zollernalbkreis wäre noch erträglich, wenn nicht die noch viel schlimmeren Schäden anderswo den Holzmarkt komplett ruinieren würden. „Das ganze Käferholz, das wir jetzt einschlagen, bringt nur ein Drittel oder ein Viertel des Preises, der noch vor Jahren üblich war. Unser Holzvorrat, der Lagerbestand droht verramscht zu werden“, klagte Schmidt.

Conradi: Womit sollen wir aufforsten?

„Wenn’s in diesem Tempo weitergeht, muss sich unser Wald verändern“, lautete eine Botschaft des Forstdirektors. „Aber mit welchen Baumarten sollen wir aufforsten?“ fragte die Burladinger CDU-Chefin Dörte Conradi. Die Buche, sagt Schmidt, werde in Burladingen trotz allem erste Wahl bleiben. Auch Douglasien könnten verstärkt eingesetzt werden oder die klimaresistente Schwarzkiefer. Nächste Conradi-Frage: „Brauchen wir nicht überhaupt viel mehr Wald, um die Erderwärmung zu stoppen?“ Da zeigte sich der Experte skeptisch. Land sei hart umkämpft, große landwirtschaftliche Flächen nicht zu bekommen. Sicher, betonte Schmidt, wäre die Energiebilanz besser gewesen, wenn man auf der Burladinger Alb auf Aufforstung gesetzt hätte statt auf Biogasanlagen. Doch diesen Zug hält er für abgefahren.

Schmidt wirbt für CO2-Bepreisung

Global betrachtet, so Schmidt, seien die Aufforstungspotenziale anderswo weitaus höher – etwa in afrikanischen Feuchtsavannen, die er aus seinen frühen Berufsjahren kennt. In Deutschland setzt der Forstökonom Schmidt darauf, dass die Politik marktwirtschaftliche Lösungen findet, die dem Wald helfen. Stichwort CO2-Bepreisung. Wenn die Produktion von CO2 koste und die Speicherung von CO2 sich lohne, dann werde Waldbesitz und Waldwirtschaft sich wieder rentieren, hofft Schmidt. Annette Widmann-Mauz, Mitglied des Bundeskabinetts, nahm den Ball auf und versicherte: Die Regierung arbeite an dem marktwirtschaftlichen System einer CO2-Bepreisung – und zwar einer solchen, die die Bürger nicht nur zusätzlich belaste, sondern bei klimafreundlichem Verhalten auch entlaste. Und da zähle die von Hermann Schmidt propagierte „saubere Waldwirtschaft“ zweifellos dazu.

Bannwald für den Artenschutz

Wie stolz die Burladinger auf ihren Wald sein können, zeigte die letzte Station des Rundgangs auf vom nachmittäglichen Starkregen frisch durchfeuchteten Waldboden. Im Salmendinger „Heiligenwald“, der der katholischen Kirchengemeinde gehört, zeigte Schmidt die „heiligen Hallen“ eines kleinen, 2,2 Hektar großen Bannwaldes, in dem 160 bis 180 Jahre alte Buchen friedlich umflattert von Spechten, Eulen, Fledermäusen und Hornissen alt werden dürfen. Obwohl hier kein Baum mehr gefällt und verkauft werden soll, ist dieser Bannwald eine Sparkasse für die Kirchengemeinde. Denn die kassiert Ausgleichsprämien für dieses Ökoreservat und kann sich von dem Geld vielleicht irgendwann mal eine Kirchenrenovierung leisten.