Die CDU soll sich wieder selber mögen
Das war erkennbar gegen alle Christdemokraten gerichtet, die sich nach Thüringen-Chaos und Hamburg-Pleite vornehmlich in gegenseitiger Zerfleischung üben. Susanne Eisenmann war anzumerken, dass sie auf dem Weg zum erhofften Einzug in die Villa Reitzenstein nichts mehr fürchtet als Querschüsse aus Berlin. So vermied sie denn auch jeden Kommentar zur Bewerberlage um Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur, spöttelte gar leise, als sie bei der Ausstattung der Schulen in Nordrhein-Westfalen war: „NRW, das ist dieses Land, wo so viele Männer herkommen, die für den Bundesvorsitz kandidieren.“
Auch ihre Vorrednerin Widmann-Mauz sprach nicht über Merz, Laschet und Röttgen, konzedierte immerhin: „Wir haben jetzt drei starke Bewerber, auch wenn sie alle aus NRW kommen“ – um dann aber hinzuzufügen: „Drei Männer. Ich bin froh, dass wir in Baden-Württemberg eine Frau haben“ – Susanne Eisenmann eben. Was ihre Haltung zum Männerrennen in Berlin angeht, hielt sich Annette Widmann-Mauz nicht minder bedeckt als Eisenmann. Als die Merkel-Vertraute freilich betonte, dass die aktuellen Herausforderungen „nicht mit den Rezepten der 80er- und 90er-Jahre“ beantwortet werden dürften, konnte – wer wollte – schon Distanz zu Friedrich Merz heraushören.
Apropos Distanz: Dass die CDU weder mit der AfD noch mit „ganz links“ paktieren dürfe, betonten beide Rednerinnen gleichermaßen. Annette Widmann-Mauz nannte den Rechtsextremismus „die größte Herausforderung für unsere Demokratie“, ließ keinen Zweifel daran, dass die Hassreden der AfD den Tätern von Halle und Hanau die Vorlagen liefern und betonte: „Höcke und Co. – das sind Faschisten.“ An die Adresse der Linken fügte sie jedoch hinzu: „Wir vergessen auch die Mauertoten nicht.“ Ähnlich Eisenmann: „Die AfD ist für gar nichts irgendein Partner.“ Gegenüber der Linkspartei gebe es aber auch nichts „nachzujustieren“: „Sollen wir etwa nachschauen, ob es die Mauer wirklich gegeben hat? Die CDU, so Eisenmanns Credo, werde gebraucht, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken – gegen die Ränder auf beiden Seiten.
Weite Teile ihrer Rede widmete die Kultusministerin und Landes-Spitzenkandidatin der CDU freilich der Landespolitik. Und da wollte auch mit dem Koalitionspartner (und mutmaßlichen Hauptgegner) Grüne so manches Hühnchen gerupft sein. Es gelte, Mobilität zu ermöglichen und nicht zu verbieten. „Aber dafür haben wir den falschen Verkehrsminister.“ Gegen den hatte schon Widmann-Mauz vorgelegt: 2000 Züge seien im vergangenen Jahr auf der Strecke von der Zollernalb nach Stuttgart ausgefallen, ein weiteres Drittel sei zu spät gekommen: „Da hört man nichts von Winfried Hermann, der sonst immer so für die Schiene ist.“
Auch Winfried Kretschmann bekam eine Attacke von Susanne Eisenmann ab: „Wir brauchen Bewegung und nicht ein ,Bitte-nicht-stören’-Schild, nur weil es dem Ministerpräsidenten grad gefällt.“ Innovation sei gefragt, Optimismus nötig. Man dürfe „nicht immer nur die Risiken sehen“.
Unter dem Beifall des Publikums rühmte Annette Widmann-Mauz Susanne Eisenmann als „durchsetzungsstarke“ Kandidatin. Als „disziplinierendes Instrument gegen testosterongesteuerte Männer“ überreichte sie der Stuttgarterin zusammen mit dem stellvertretenden Burladinger CDU-Stadtverbandschef Josef Pfister eine Killertäler Peitsche.