Arbeitskräfte fehlen
Anke Traber brachte aus ihrem Job bei der Agentur für Arbeit einige Zahlen, die die Debatte auf solide Beine stellten, die allerdings auch nicht ganz unbekannt waren. Aktuell gehen viel mehr Beschäftigte in Rente als junge Kräfte nachkommen, und von den Jungen verlassen viel zu viele die Schule ohne Abschluss. Zudem interessieren sich Mädchen zu wenig für technische und naturwissenschaftliche Berufe.
Was tun? „In den Frauen steckt unglaubliches Potenzial“, stellte sie fest. Bekannt sei, dass viele Frauen gerne mehr arbeiten würden, wenn die Kinderbetreuung vorhanden wäre. Und man müsse Mädchen mehr für Mint-Berufe begeistern. Ihr weiterer Rat: Die heutigen jungen Menschen, auch als „Generation Z“ bezeichnet, seien anders als Generation der Älteren. Sie legten mehr Wert auf klare Abgrenzung von Beruf und Arbeit, mehr Flexibilität, und sie forderten von ihrer Arbeit, dass sie einen geordneten Rahmen biete und positive Werte verfolge. Wer Arbeitskräfte aus dieser Gruppe wolle, „der muss erst mal die Generation Z verstehen lernen“.
Nicole Hoffmeister-Kraut fokussierte ihren Blick naturgemäß auf die politischen Rahmenbedingungen, die die Arbeitskräfteversorgung verbessern können. „Es ist unbestritten, dass wir eine qualifizierte Einwanderung brauchen“, stellte sie fest. Und diese Einwanderung müsse durch Senkung von bürokratischen Hürden und pragmatische Anerkennung von Qualifikationen erleichtert werden. Durch vermehrtes Homeoffice könnten Frauen mehr arbeiten und es lasse sich die Jugend mehr für einen Beruf begeistern.
Thomas Bogenschütz hatte aus der Position eines Medizintechnikunternehmers eine andere Perspektive. Dieses Berufsfeld sei sehr ingenieurbezogen, und er stelle fest, dass die heutigen Bewerber qualifizierter seien als frühere Generation. „Die sprechen fließend Fremdsprachen, sind digital sehr fit, und sie haben ein gutes Selbstwertgefühl“. Was er bei jungen Leuten eventuell vermisse, sei „emotionale Intelligenz“ und „Softskills“, also die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, in der Gesellschaft mitzuwirken, ganz lebenspraktische Eigenschaften.
Einen Schwerpunkt in der Debatte bildete dann die Frage nach der Qualität der Schulen. Bürgermeister Philipp Hahn betonte, dass die Stadt hier auf eine gute Ausstattung viel Wert lege und viel Geld hier investiere. Dennoch war die Diskussionsrunde sich einig, dass beim Niveau der Schüler Defizite bestehen. Am Ende der Grundschule könnten viele nur schlecht lesen, rechnen und schreiben, zu viele verließen die Schule ohne Abschluss. Da liegt das Problem aber wohl eher in der Lehrerversorgung. Aber das wäre dann noch einmal eine ganz andere Podiumsdiskussion wert gewesen.