Besuch der Projekte \"Scheibengipfeltunnel\" bei Reutlingen und \"Stuttgart 21\" in Stuttgart
Am 11.09.2015 unternahm eine Gruppe von 14 CDU-Mitgliedern aus Hechingen eine Besichtigungstour zum „Scheibengipfeltunnel“ bei Reutlingen und zum Bahnprojekt „Stuttgart 21“ in Stuttgart.
Erste Station war der Scheibengipfeltunnel, mit dem die B 312 unter dem Scheibengipfel im Osten an Reutlingen vorbeigeführt wird. Bauleiter Tobias Heinzelmann vom Straßenbaureferat 47.1 beim Regierungspräsidium Tübingen mit Sitz in Reutlingen gab umfangreiche fachkundige Erläuterungen zum Projekt an Hand von Schautafeln und Videosimulationen mit realitätsnahen Darstellungen verschiedener Szenarien im Verkehrsablauf. Besonders beeindruckend war die Simulation der Havarie eines brennenden LKW’s im Tunnel, bei der die erhebliche Rauchentwicklung in kurzer Zeit die Sicht im Tunnel eintrübte und die Flucht der Verkehrsteilnehmer in den benachbarten Fluchtstollen aufzeigte, wo sie sich in Sicherheit befinden. Die Botschaft dieses Szenarios: Bei Brand und Rauchentwicklung im Straßentunnel heißt das oberste Gebot: „Raus aus dem Auto und auf den angezeigten Fluchtwegen sich in Sicherheit bringen.“ Interessant war auch die Erläuterung der traditionellen bergmännischen Bauweise, mit der die beiden Tunnel (Straßen- und Fluchttunnel) aufgefahren wurden und zu erfahren war, dass die Tunnelbauarbeiten zeitweise eingestellt werden mussten, weil aus den darunter liegenden Bodenschichten Methangase aufgestiegen sind und die zulässige Konzentrationen überschritten wurden, sodass vor Weiterführung der Tunnelarbeiten erst wieder für „reine Luft“ gesorgt werden musste. Danach folgte ein Rundgang über das südliche Tunnelvorfeld mit drei Brücken, einer Grundwasserwanne und einem Pumpwerk, die noch in der Zuständigkeit des teilnehmenden Hermann Schwendemann geplant und zum großen Teil noch unter seiner technischen Betreuung realisiert wurden. Anschließend ging es zur Besichtigung der beiden Tunnelröhren und dem Betriebsgebäude mit Belüftungseinrichtung und Rauchabzugsschacht. Beide Tunnelröhren sind im Rohbau nahezu fertig gestellt. Während am Straßentunnel noch das Nordportal in Bau ist, sind im Fluchttunnel die Betonarbeiten an der Tunnelinnenschale im Gange. Das gesamte Projekt soll im Frühjahr 2017 dem Verkehr übergeben werden.
Nächste Station war das Turmforum im Stuttgarter Hauptbahnhof, wo uns eine charmante Dame zur Information über und Führung durch das Projekt Stuttgart 21 – kurz S 21 - erwartete. S 21 ist Teil der Bahnstrecke Paris – Budapest innerhalb des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes „Magistrale für Europa“ und deshalb auch von der EU mitfinanziert. Es ist beindruckend, welche architektonischen und ingenieurtechnische Leistungen von den am Bau Beteiligten abverlangt werden. Während die Baugrube im Bahnhofsbereich immer größere Ausmaße annimmt, werden zwischen Stuttgart und Ulm km-lange Tunnels mit Bohrmaschinen vorgetrieben. Hier zeigt sich die unterschiedliche Verfahrensweise gegenüber der Herstellung von Straßentunneln. Nach Europäischen Richtlinien dürfen Eisenbahntunnel nur noch eingleisig hergestellt werden. Wegen des relativ kleinen Querschnitts bietet es sich an, diese Tunnel mit Tunnelbohrmaschinen kreisrund herzustellen. Tunnelbohrmaschinen sind eine wandernde Fabrik, die sich wie ein Maulwurf durch den Berg frisst und können dabei eine Länge von bis zu 100 m erreichen, an deren Ende der fertig ausbetonierte Tunnelrohbau herauskommt. Videoclips mit realitätsnahen Visualisierungen und Modelle zeigen wie sich Stuttgart im Bereich des Hauptbahnhofs und östlich davon in den nächsten 10 bis 20 Jahren verändern soll. Einen Vorgeschmack davon konnte die Gruppe bei einem Rundgang durch das neue Europaviertel entgegennehmen.
Mit Besuch einer Besenwirtschaft in Untertürkheim am Fuß des Rotenbergs hat die gelungene Informationsreise einen fröhlichen und geselligen Abschluss gefunden.