Kommunalwahl in Hechingen
Die Bewerber um den Hechinger Gemeinderat sind seit Wochen auch auf den Wochenmärkten präsent. Viele Gespräche werden geführt. Ob das was bringt, weiß niemand so genau.
Mittwochvormittag, Obertorplatz. SPD-Stand an der geschlossenen Eisdiele, Gemüsestand. Zwischen Freien Wählern, CDU und FDP – Blumen und Setzlinge. AfD? Keine Spur. Marktkunden lassen sich an den Wahlkampfständen auf ein Schwätzchen ein.
Freier-Wähler-Chef Werner Beck, heute selber Rektor kurz vor dem Ruhestand, trifft zwei ältere Herren, die ihn einst als Hechinger Gymnasiast unterrichtet haben. „Damals warst du noch so klein“, sagt Franz-Josef Heukamp und zeigt mit der Hand auf Hüfthöhe.
Anderswo werden Wahlkämpfer angegangen, in Hechingen ist davon nichts zu spüren, versichern alle Kandidaten.
Kneipp-Becken kommt zur Sprache
Häufige Themen
Manche Marktbesucher nutzen die Chance. Ein Paar besucht alle Wahlkampfstände und klagt, dass das Kneipp-Becken nicht in Betrieb ist. Als später an den Ständen nach aktuellen Themen gefragt wird, kommt immer das Kneipp-Becken zur Sprache. Ansonsten oft genannt: Müll auf den Straßen, leere Schaufenster. Beklagt wird das vor allem für die Schloßstraße, die Turmstraße, die Rabengasse und die Staig.
Bringt Straßenwahlkampf etwas?
Straßenwahlkampf
Bringt das was, sich persönlich einem doch überschaubaren Publikum auf den Hechinger Märkten zu präsentieren? Die Kandidaten sind davon überzeugt. Wenn Wähler später ihr Kreuzchen machen, haben sie nur lange Namenslisten und Wahlprospekte der Parteien und Gruppen. Kennt man jemand, macht man das Kreuzchen eher dort, so das Kalkül. Klappt nicht immer. „Mein Wahlzettel ist schon ausgefüllt und eingeworfen“, sagt ein Marktkunde fröhlich.
Teurer Wahlkampf
Was zählen die Parteien?
Parteien sind bei Gemeinderatswahlen kein wichtiges Kriterium für Wähler, so die übereinstimmende Meinung der Kandidaten. Stimmt aber nur halb. Die Parteien und Gruppen haben die Kandidatenaufstellung organisiert, und über sie läuft der durchaus teure Wahlkampf, beispielsweise der Druck Werbebroschüren. „Und hier auf dem Markt nicht präsent zu sein, würden uns viele sicher krumm nehmen“, so ein Kandidat.
Am Stand der Bunten Liste
Die Bunte Liste
„Also Kritik an den Grünen haben wir nicht abgekriegt“, sagt Reinhold Robertz am Stand. Kein Wunder, die Liste ist unabhängig von der Öko-Partei, aber durchaus öko-orientiert. In Gesprächen am Stand geht es um Fahrradwege, Kinderbetreuung, auch Müll in der Stadt. Anna Masoomi wird gelobt, weil sie als Frau kandidiert. Frauen seien wichtig im Gemeinderat. Und klar: Auch das Kneipp-Becken ist ein Thema.
Am Stand der CDU
CDU
Auch hier sind Parteithemen selten. Christoph Kühner und Sebastian Mayer berichten von einer Besucherin, die die Gestaltung des Obertorplatzes und die Entscheidung gegen die Tiefgarage dort kritisiert. „Da können wir die nächsten Jahrzehnte sicher nichts ändern“, meint Sebastian Mayer. Dass es in der CDU-Fraktion Querelen gab, auch das scheint kaum jemand zu interessieren.
Am Stand der FDP
FDP
Am Wahlsonntag, 9. Juni, wird auch das Europaparlament gewählt. Und deshalb ist Felix Gminder, FDP- Kandidat für die Europawahl für den Zollernalbkreis und Tübingen, auch am Kommunalwahlstand präsent und verteilt Prospekte. Daniel Idelmann hat seine Töchter dabei, die springen fröhlich auf dem Markt herum und verteilen Blumen und FDP-Wahlflyer – auch an den anderen Ständen. Abblitzen lässt die niemand. Und dann stehen die Kandidaten etwas ratlos da und überlegen, was sie mit dem FDP-Flyer in der Hand nun anfangen sollen.
Am Stand der Freien Wähler
Freie Wähler
Für Werner Werner Beck ist es der fünfte Wahlkampf. Mit ihm könnte man viele Probleme in aller Tiefe diskutieren. Innenstadtentwicklung, Kinderbetreuung. Wenige nutzen die Chance, ihn hier auszuquetschen. Dagegen wird auch über mangelnde Sauberkeit in der Stadt geklagt, aber auch über Häuser die vergammeln, Mülleimer die ständig auf der Straße stehen, lästige Baustellen, die zudem noch Millionen Euro verschlingen. Auch über das Kneipp-Becken war Thema.
Am Stand der SPD
SPD
Jürgen Fischer, Manfred Bensch – die Leute hier kennen viele. Auch hier wurde das Kneipp-Becken angesprochen, dazu noch die geplanten Abholzung der Hecke zum Fürstengarten. Fischer geht es im Gespräch auch um die Stadtentwicklung, fehlende Wohnungen. Friederike Heinzmann hat ihren kleinen Sohn dabei, spricht von der Bedeutung von Kinderbetreuung und der Versorgung mit Kinderärzten. „Damit steht und fällt die Attraktivität einer Stadt“, ist sie überzeugt.