Tübingen-Hechingen: CDU verliert stärker, AfD gewinnt weniger
Die Christdemokratin hat das ganz offenkundig nicht getan und bei ihrem Wahlkampf volles Vollgas gegeben. Verloren haben Annette Widmann-Mauz und die Union trotzdem enorm. Da hat der ganze Promi-Aufmarsch nichts gebracht – oder doch, vielleicht wäre es sonst noch schlechter ausgegangen. Bei den Zweitstimmen ist die CDU im Wahlkreis Tübingen-Hechingen gerade noch über 30 Prozent (minus 10,9 Prozent), und bei den Erststimmen schaut es auch nicht besser aus: minus 11,2 Prozent. Widmann-Mauz hat zwar wie erwartet das Mandat erneut direkt geholt. Sie kann sich über das Wählervotum so richtig aber bestimmt nicht freuen. Im Gespräch mit der HZ war denn auch am späten Sonntagabend zu spüren, dass die Stimmung bei der Tübinger Wahlfete so toll nicht war.
Eine erneute Zitterpartie hat Martin Rosemann durchgemacht. Der Sozialdemokrat hatte dieses Mal mit Nummer 14 einen um drei Ränge besseren Listenplatz, aber seine Partei hat halt gegenüber 2013 noch einmal heftig verloren. Im Wahlkreis schaffte die SPD 15,6 nach 20,6 Prozent vor vier Jahren; Rosemann machte bei den Erststimmen dagegen „nur“ 4,2 Prozent Minus. Um 23,30 Uhr und nach viel Rechnerei mit Mannheim und Freiburg stand aber so ziemlich fest: Rosemann wird weiterhin nach Berlin brummen, und der Wahlkreis hat wie gehabt vier Abgeordnete.
Am Sonntagabend hat angesichts des kräftigen Zulegens noch ein Kandidat Herzrasen bekommen: FDP-Mann Christopher Gohl machte sich Hoffnungen, dass es ihm reichen könnte. Unter Umständen berechtigt angesichts der gut 12,5 Prozent im Südwesten. Im Wahlkreis schafften die Liberalen 11,7 (plus 6,4 Prozent). Keine Nerverei war der Abend angesichts der sehr sicheren Listenplätze für Knallrot und Grün im Wahlkreis 290: Heike Hänsel ist für die Linken ebenso wieder in Berlin wie Chris Kühn für die Grünen.
So wie Tübingen-Hechingen vom Bundes- und Landestrend beim Rupfen der CDU abweicht, so ist der Wahlkreis auch bei den Rechtsaußen anders: Die AfD kommt auf vergleichsweise schlappe 9,7 Prozent. Vor allem der hohenzollerische Teil wählte die Protestler. Burladingen hat das beste AfD-Ergebnis wahlkreisweit, sticht aber mit seinen 17,7 Prozent so sehr nicht heraus. Nur knapp dahinter rangiert gleich Grosselfingen mit 17,3 Prozent. Jungingen ist mit 16,9 Prozent ebenfalls deutlich AfD-lastig, aber auch in Hechingen machten 15 Prozent der Wähler ihre Kreuzle bei den Rechten.